Präsidium im Gespräch
Am Montag, 23. November 2015 war KIT-Vizepräsident Professor Wanner im Z10 bei der Veranstaltung “Präsidium im Gespräch” zu Gast, um Fragen der Studierenden zu beantworten. Wichtige Themen diesmal waren:
- Probleme bei der Zeugnisausstellung
- Evaluationsverfahren
- Räume für Gremienarbeit
- KIT-Dachstrategie 2025
- Schadstoffbelastung von Gebäuden
- Aufarbeitung der NS-Zeit
- Inklusion von Personen mit nicht-binärem Geschlecht
- digitale Vorlesungsmaterialien
- Exzellenzinitiative
Hier das ausführliche Prototokoll:
Bearbeitungszeit der Bachelorarbeits-Zeugnisse
Frage: Von meinen Freunden, die ihre Bachelorarbeit schon abgegeben haben weiß ich, dass ich, bis ich mein Zeugnis kriege, auch noch mal mehrere Monate warten kann, wenn ich mich jetzt für einen Masterstudiengang an einer anderen Uni bewerben möchte. Was ich demnächst tun will.
Wie soll ich denen erklären, dass ich schon vor fast einem Jahr oder einem halben Jahr meinen Abschluss gemacht habe, aber immer noch nicht wirklich weiß, wann ich mein Zeugnis bekomme? Und wann können wir damit rechnen, dass sich der Prozess der Zeugnisausstellung tatsächlich beschleunigt?
Prof. Wanner: Es ist vor anderthalb Jahren ein viel größeres Problem gewesen als sie es gerade beschreiben, da waren die Bearbeitungszeiten der Zeugnisse katastrophal lang, über ein Jahr zum Teil. Die Verteilung, die Durchschnittszeiten usw. sehr, sehr schlecht. Wir haben uns dann letztes Jahr im Sommer intensiv damit auseinandergesetzt und einen Prozess aufgesetzt, der das verbessern soll. Dadurch sind nach relativ kurzer Zeit die wirklich sehr langsamen Zeugnis-ausstellungszeiten alle verschwunden; diese Beschwerden gibt es jetzt eigentlich schon nicht mehr. Die Probleme dass einzelne Zeugnisse außerordentlich lang gedauert haben sind schon abgestellt.
Es gibt zwei Teilabschnitte im Prozess der Zeugnisausstellung, die mir immer noch Sorgen machen: Das ist zum einen die Bearbeitungszeit aufseiten der Betreuer, da sehen wir am KIT riesige Unterschiede. Gerade letzte Woche habe ich mir eine Übersicht zeigen lassen, in der für jeden Studiengang dargestellt ist, wie lang diese Zeit benötigt bis die letzte Note definiert ist und ans Studienbüro übermittelt wurde. Da haben wir ganz große Unterschiede von Fakultät zu Fakultät und von Studiengang zu Studiengang. Da gibt es ganz viele Studiengänge wo das absolut im grünen Bereich ist, wo man sagen kann das geht wirklich flott und zuverlässig. Das zeigt auch dass es geht, dass es kein prinzipielles Problem sein muss. Es ist zu sehen, dass es viele Studiengänge gibt, in denen das kein Problem ist, und es einzelne Studiengänge gibt, wo es sehr lange dauert.
Ich werde jetzt mit denen, bei denen es besonders lange dauert, direkt ins Gespräch gehen und fragen woran das liegt und was sie da verbessern können. Es nützt aber nichts, vor eine große Gruppe hinzustehen und mit allen gleichzeitig zu reden, sondern man muss das von dort aufrollen, wo im Moment die größten Missstände sind.
Ich sehe keinen sachlichen Grund, warum es so lange dauern soll. Es ist auf jeden Fall gegen die Studienprüfungsordnung und daran können Sie auch selbst erinnern. Sie können auch am Institut eine 4,0 Bescheinigung verlangen, da gibt es eigentlich keinen Grund warum man die nicht schnell ausstellen können sollte. Und mit dieser Bescheinigung können sie dann auch im Studienbüro eine Bescheinigung erhalten, die klarstellt, dass Sie das Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Das ist zwar nicht so schön wie ein Zeugnis aber zumindest die formalen Probleme sollten sie dann nicht haben, also sie können dann eingestellt werden.
Zwischenfrage aus dem Publikum: Gibt es da eine Zielzeit, wann eine Bachelorarbeit korrigiert sein sollte?
Prof. Wanner: Das steht sogar in der Prüfungsordnung und gibt eine klare Muss-Zeit vor. Das heißt, Sie haben einen Rechtsanspruch, nach wie viel Zeit Ihrer letzten Studienprüfungsleistung Sie Ihr Zeugnis bekommen müssen. Es ist aber ein wirklich vielschichtiges Problem. Es gibt einen Studiengang, da gibt es fast schon eine Allianz zwischen den Prüfern und den Studierenden, da wird die Note der Bachelorarbeit bewusst zurückgehalten, damit sie noch ein Praktikum machen können. Und das schlägt natürlich auf die Statistik.
Räume für Gremienarbeit
Mohammad Al Kaddah: Die Hochschulgruppen dürfen einen bestimmten Raumschluss beantragen. Das sind 25 pro Semester. Jedoch sind das nicht ausreichend für alle Hochschulgruppen. Wir haben etwa 80 oder 90 die registriert sind und das reicht kaum. Woran liegt das?
Prof. Wanner: Das liegt am Raum- und Personalmangel. Am allerwichtigsten ist es erst mal Studium und Lehre zu ermöglichen, das heißt, dass alle Lehrveranstaltungen einen Raum finden und dass die Räume so ausgestattet sind, wie benötigt. Das schon alleine ist ein großes Unterfangen. Die Ressourcensituation reicht für eine bestimmte Zahl von Hausmeistern und Putzpersonal. Mehr Räume in den Abendstunden zur Verfügung zu stellen, wäre mit immensen zusätzlichen Kosten verbunden. Und dafür sind die Ressourcen einfach nicht da. Ich habe mich selber schon dafür eingesetzt: Als das neue Lernzentrum am Fasanenschlösschen eingeweiht wurde, haben wir da dafür gesorgt, dass ein Raum für Gremienarbeit zur Verfügung steht. Das war ein nicht einfach, weil es hohe Kosten verursacht. Es ging ja hauptsächlich um die Abendstunden und dafür muss der Hausmeisterservice gewährleistet werden. Es muss auch garantiert sein, dass der Raum am nächsten Morgen um 8 uneingeschränkt für die Lehre zur Verfügung steht. Wenn man beliebig viele Abendveranstaltungen zulassen wollte, müsste man dafür zusätzliches Personal einstellen, aber diese Stellen haben wir einfach nicht. Oder man müsste am Tagesbetrieb sparen. Das ist für mich keine Alternative. Bevor wir Studium und Lehre beeinträchtigen, machen wir lieber an der Stelle Kompromisse.
Zacharias Heck: Ich bin aus dem Kulturbereich, wir haben auch für Kulturveranstaltungen, Feste und Theaterproben Raumprobleme und eine relativ gute Regelung in den Startlöchern: Dass man sich als Studierende selbst betreuen kann. Habe ich Sie richtig verstanden, dass es vom KIT her nicht möglich ist, dass sich Studierende für eine Gruppe in die Räumlichkeiten einweisen lassen und Verantwortung dafür tragen?
Prof. Wanner: Doch, das kann man schon machen, mit einer begrenzten Zahl von Räumen. Das Problem ist: Natürlich können Studierende den Raum nutzen, aber die Verantwortung dafür, dass der Raum am nächsten Morgen geputzt zur Verfügung steht, können sie letztlich nicht übernehmen. Das können sie verbal äußern, aber was wenn sie es nicht machen? Der Dozent wird sich nicht an den AStA wenden, sondern richtigerweise an die zuständige Abteilung Allgemeine Services. Das muss nur ein, zwei mal schiefgehen und dann haben wir ganz große Probleme.
Johannes Dippert: Es gibt ja diese 25 Räumlichkeiten, die Studierende nutzen können, gab es da in der Vergangenheit größere Probleme? Gibt es dazu Statistiken?
Prof. Wanner: Ich bin für diese Frage der Falsche, da müsste jetzt derjenige hier sitzen, der für die Finanzen und Bewirtschaftung der Räume zuständig ist. Eine generelle Freigabe der Räume für Nicht-Lehrveranstaltungen in den Abendstunden ist nicht möglich. Da ist nichts zu machen, weil die Lehrseite das Risiko als zu groß einschätzt, die Räume grundsätzlich freizugeben. (Anmerkung: Inzwischen hat das Präsidium aber zugesagt, die Zahl von 25 auf 40 erhöht).
Herr Dippert: Finde ich schade, dass so ein Vertrauensdefizit besteht.
Prof. Wanner: Das ist Erfahrung! Das betrifft auch nicht speziell die Studenten, sondern alle Nutzer. Als ich noch Professor am Institut war, habe ich auch manchmal Räume außerhalb der normalen Zeit benötigt. Und wir mussten auch immer dafür bezahlen. Weil die Abmachung war: Es genügt eben nicht, dass man selber sagt „wir räumen dann alles auf“. Das Facility-Management hat gesagt, sie müssen für ein bestimmtes Level an Qualität geradestehen. Deswegen wollen sie auch, dass hinterher noch jemand durchgeht und alles kontrolliert.
Dachstrategie KIT 2025
Herr Dippert: Können Sie kurz die Ziele der Dachstrategie KIT 2025 im Bereich Studium und Lehre erläutern?
Prof. Wanner: Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich mit dem Volltext zu beschäftigen. Jede Interpretation kann zu Missverständnissen führen. Der ist im Intranet des KIT erhältlich. Das Papier ist relativ frisch und ist eine Strategie für die nächsten zehn Jahre. An der Stelle können schon die ersten Missverständnisse entstehen, dass die Leute meinen, das was drin steht, wird sofort umgesetzt und gilt ab heute. Das ist nicht der Fall, sondern das ist ein Entwicklungsplan bis zum Jahr 2025. Hier ist aufgeschrieben, wie sich das Präsidium im Einvernehmen mit dem KIT-Senat und dem Aufsichtsrat -also mit einer ganz breiten Allianz- vorstellt, wie das KIT 2025 aussehen könnte. Es gibt sieben Kapitel: Mission, Forschung, Lehre, Innovation, wissenschaftlicher Nachwuchs, Governance, zentrale Administration und technische Infrastruktur.
Drei Oberziele im Bereich Lehre: 1. Das KIT ist für Studierende einer der attraktivsten Plätze in Europa 2. Die Studierenden des KIT gehören zu den Besten 3. Das KIT bereitet die Studierenden durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft und Wissenschaft vor.
Dann gibt es je 4 Teilziele.
Schadstoffbelastung Gebäude 20.12
Frage: Meine Frage bezieht sich auf die Schadstoffbelastung vom Gebäude 20.12 und den anderen Gebäuden in diesem Block. Wie ist da der aktuelle Stand und gibt es noch andere Gebäude mit Baumängeln dieser Richtung, die für Studium und Lehre relevant sind?
Prof. Wanner: Es gibt am Campus Süd praktisch keine Gebäude die nicht für Studium und Lehre relevant wären. Alles was das Arbeiten in den Gebäuden beeinträchtigt, könnte Auswirkungen auf Studium und Lehre haben, weil wir ja am KIT die Einheit von Forschung und Lehre leben - das ist alles sehr miteinander verwoben, räumlich und personell. Ich weiß dass eine Sanierung im Raum steht und dass deswegen auch Umzüge stattfinden müssten. Das ist ein relativ regelmäßiger Vorgang. Sie kennen alle zum Beispiel das schöne, frisch renovierte Mathematikgebäude, das wurde jetzt einige Jahre nicht benutzt und die Mathematiker waren anderswo untergebracht. Und genauso wird das hier auch sein müssen.
Frage: Wer weiß, ob die Schadstoffgrenzen in Gebäude 20.12 überschritten wurden?
Prof. Wanner: Die Abteilung heißt Allgemeine Services (AServ), Abteilung Facilitymanagement.
Zweites Ziel der Dachstrategie 2025
Frage: Das KIT soll für gute Studierende von anderen Universitäten schmackhaft gemacht werden. Bisher war es bei den meisten Studiengängen so, dass ein Absolvent oder eine Absolventin des Bachelors am KIT zu fast hundert Prozent auch einen Masterplatz bekommen hat. Wird das dann in Zukunft immer noch so sein oder wird man dann sagen: Um das Ziel zu erreichen, dass wir hier die besten AbsolventInnen hinbekommen, nehmen wir die dann besser nicht weiter sondern nehmen die besseren von anderen Universitäten? Oder kann ich den Bachelorstudenten weiterhin sagen, sie sollen sich keine Sorgen um einen Masterplatz machen?
Prof. Wanner: Es gibt am KIT einen ganz breiten Konsens (aus allen Ebenen: Aufsichtsrat, Präsidium, Senat, Fakultäten, Studierende), dass der Regelabschluss am KIT ein Masterabschluss ist. Es wird daran festgehalten, dass wir Studierende in ihrem Wunsch befördern, am KIT einen Masterabschluss zu machen. Ich sehe da keine Veränderungen und die stehen auch nicht in der Agenda. Wenn man das möglich machen will, ohne sich gleichzeitig nach außen hin abzuschotten - das KIT hatte in der Vergangenheit für Quereinsteiger relativ wenige Zugangsmöglichkeiten - muss man allmählich die Kapazitäten vom Bachelor auf den Master verlagern. Das heißt man muss mehr Masterplätze und weniger Bachelorplätze anbieten. Das betrifft natürlich nicht die, die schon im Bachelorstudium sind, aber kommende Generationen.
Evaluationsverfahren
Frage: Gibt einen Prozess, der ausschließt, dass die Evaluationsbögen nicht zurück zur Evaluationsstelle finden? Die Dozent*innen sollen die Bögen nicht selbst bei der Evaluationsstelle abgeben. Es gab aber unbestätigte Gerüchte, dass bestimmte Professoren die Zettel selbst einsammeln, die dann nie ihren Weg zurückfinden. Wurde das im System bedacht?
Anmerkung aus dem Publikum: Ich kann bestätigen, dass mir schon passiert ist, dass ich vorgegangen bin und gesagt hab, Sie geben mir die Zettel jetzt, wir bringen die weg und nicht Sie.
Prof. Wanner: Wenn so was vorkommt, dann sind Sie diejenigen, die das reparieren können. Sie kennen ja offenbar das System und wenn Ihnen auffällt, dass ein Dozent beschummelt, müssen Sie entweder ihn direkt ansprechen, oder sie beschweren sich beim zuständigen Studiendekan. Das ist das Korrektiv, das wir haben. Es gibt klare Regeln. Es gibt auch eine sehr weit verbreitete Kultur nach diesen Regeln zu leben. Ich hab den Eindruck das ist bei uns sehr gut etabliert und dass auch ein breites Verständnis da ist für dieses System. Das können nur Ausnahmen sein und wer dann eingreifen kann, sind Sie selbst.
Anmerkung: Ich finde das problematisch, die Studierenden dafür verantwortlich zu machen.
Prof. Wanner: Dann erklären Sie mir mal, wie würden Sie es denn machen? Neben jeden Dozenten einen Vizepräsidenten stellen, der aufpasst?
Anmerkung: Meiner Meinung nach müssten zumindest diese Ergebnisse nachvollziehbar veröffentlicht werden, dann wäre ja relativ schnell ersichtlich, wer diese Ergebnisse nicht bringt.
Prof. Wanner: Dazu gibt es ja eine Studienkommission die sich die anguckt.
Aufarbeitung der NS-Zeit
Frage: Wie weit ist der Prozess mit Ehrensenator Greifeld bisher?
Prof. Wanner: Es gibt eine Ethikkommission am KIT die sich damit intensiv beschäftigt und dem Präsidium ein Ergebnis geliefert hat und das kommt demnächst in den Senat, um da zu beschließen, wie weiter vorgegangen wird.
Frage: Hat das KIT vor, die NS-Zeit endlich weiter aufzuarbeiten? Wenn ja, wie weit sie die Studierenden da beteiligen möchten. An anderen Universitäten in Deutschland ist das sichtbar, zum Beispiel Tübingen: die haben eine Ausstellung gemacht, haben die Öffentlichkeit mit eingeschlossen.
Prof. Wanner: Das KIT wird sich nicht nur mit dem Fall Greifeld sondern auch mit anderen Fällen auseinandersetzen, es gibt ja eine Ethikkommission und die wird sich auch in kommenden Jahren mit weiteren Fällen beschäftigen.
Frage: Und wie weit wird das in die Tiefe gehen? Soweit ich informiert bin, hat das mit Herr Greifeld fünf Jahre gedauert? Inwieweit würden Sie die Studierendenschaft miteinbeziehen?
Prof. Wanner: In der Ethikkommission sind ja auch studentische Vertreter, im Senat auch. In allen Gremien, die sich damit befassen.
Frage: Und um das öffentlich zu machen, wie am Beispiel von der Uni Tübingen? Die haben eine Ausstellung über die NS-Vergangenheit in Tübingen gemacht.
Prof. Wanner: Sowas halte ich für eine gute Anregung, da gibt es jetzt im Moment keine konkrete Planung, aber wenn sie da Vorschläge für haben, wird man da natürlich offen sein.
Aber die Tatsache, dass diese Auseinandersetzung mit Greifeld sich so in die Länge gezogen hat, finde ich auch bedauerlich. Aber ich kann betonen: Es wird auch in Zukunft eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld stattfinden und auch mit anderen NS-belasteten Personen, die am KIT oder am Forschungszentrum oder an der Universität tätig waren.
Frage: Was ist ihre eigene Meinung zu der Wichtigkeit?
Prof. Wanner: Ich halte es für sehr wichtig.
Inklusion von Personen mit nicht-binärem Geschlecht
Frage: Hat das KIT vor, sich um die Inklusion von Trans-Menschen und Personen mit nicht-binärem Geschlecht zu kümmern? Beispielsweise sind momentan in der Studienbescheinigung und anderen Dokumenten „Herr“ und „Frau“ fest eingetragen. Wird über zusätzliche genderneutrale Toiletten nachgedacht?
Prof. Wanner: Mir ist kein konkretes Prozedere zu diesem Verfahren bekannt, auch keine Anträge oder dergleichen. Proaktiv gibt’s von meiner Seite bisher nichts.
Frage: Aber es ginge doch, die Anrede zu ändern? Das wäre ja nicht wirklich der große Aufwand.
Prof. Wanner: In welche Richtung, wer sollte sagen, was dann stattdessen da steht?
Frage: Entweder selbst ausgewählt oder einfach nur der Name?
Prof. Wanner: Ich habe mich damit nicht auseinandergesetzt und kenne auch keine entsprechende Bestrebungen, aber dann müsste man sich darüber unterhalten. Ich kenne dieses Anliegen bisher nicht.
Frage: In welches Gremium müsste man das tragen?
Prof. Wanner: Wir haben ein Chancengleichheitsbüro, das sich mit Diversity-Fragen beschäftigt, solche Themen aufgreift und in die Gremien hineinträgt, dorthin wohin es abzielt. Zum Chancengleichheitsbüro würde ich für solche Fragen zunächst gehen um solche Wünsche oder Vorstellungen zu bündeln und an der richtigen Stelle zu platzieren.
Digitale Vorlesungsmaterialien
Herr Heck: Viele andere Universitäten sind sehr weit voraus, was digitale Lehre angeht. Ich glaube da muss ein großer Schritt von oben herab gemacht werden um nochmal festzulegen, dass es Voraussetzungen gibt, die jeder Lehrende haben muss. Zum Beispiel Vorlesungsmaterialien in einem gewissen Umfang online zu stellen. Gibt es konkrete Pläne das am KIT zu verbessern?
Prof. Wanner: Wir haben seit Januar diesen Jahres das Zentrum für mediales Lernen (ZML- früher Fernstudienzentrum) und darin sehen Sie ja schon den „Shift“. Das Fernstudienzentrum hat sich hauptsächlich darum gekümmert, für spezielle Gruppen außerhalb digitale Angebote zu machen. Das war quasi eine Außenstelle der Fernuniversität Hagen, die hier am KIT untergebracht war und Fernstudium betrieben hat. Wir haben im Präsidium letztes Jahr beschlossen, hier einen Strategiewechsel zu machen und dieses umzufunktionieren in ein ZML, das hauptsächlich für die Dozenten und Studierenden des KIT da ist. Das als möglicher Vorbereiter dient, digitale Angebote im KIT zu entwickeln. Das ist schon mal ein sehr wichtiger struktureller Schritt.
Die Frage ob man Materialien in papier- oder in elektronischer Form oder gar nicht bereitstellt, möchten wir weiterhin den Dozenten überlassen. Es ist ein hohes Gut, dass unsere Hochschullehrer viele Freiheiten und viel Flexibilität in der Gestaltung ihrer Lehre haben und da wäre zu viel Dirigismus kontraproduktiv. Im Vergleich zu vor fünf oder zehn Jahren sieht man hier eine enorme Explosion an elektronischen Begleitmaterialien.
Wenn Sie Wünsche an Ihre Dozenten haben, kann ich nur empfehlen sie zu artikulieren, zum Beispiel im Bereich der Evaluation. Aber man kann auch nicht grundsätzlich sagen, je mehr digitales Material desto besser. Das hängt ab vom Format der Veranstaltung, von der Größe, von allen möglichen Randbedingungen und da wäre ich vorsichtig, zu einfache Regeln und plumpe Zwänge aufzuerlegen, das könnte sehr kontraproduktiv sein.
Aber die technischen Möglichkeiten werden am KIT entwickelt, wenn sie schauen wie viele Vorlesungsaufzeichnungen in den letzten zwei, drei Jahren gemacht wurden und in der Bibliothek bereitstehen, die Wachstumsrate ist schon eher beeindruckend.
Frage: Ich habe mitgekriegt, dass immer mehr in ILIAS, die Vorlesungsplattform, gestellt wird, das finde ich sehr positiv. Was mich stört oder was man anregen könnte ist, dass für vieles was ja schon KIT-intern ist, ein Passwort verlangt wird. Ich persönlich interessiere mich nicht nur für Themen aus meinem Fachbereich und schaue mir auch gerne fachfremde Folien und Skripte an. Für was brauchen wir intern die Abschottung untereinander?
Prof. Wanner: Ich würde mir auch eine große Offenheit und Freigiebigkeit wünschen. Es gibt aber eine ganze Reihe von Einschränkungen, insbesondere vom Urheberrecht. Oft ist es so, dass ein Dozent - auch wenn er das Urheberrecht beachtet - selber drauf achten muss, dass die Dinge keine zu große Verbreitung finden. Warum das Passwort nach Anmeldung auf ILIAS? Es ist rechtlich ein großer Unterschied ob bestimmte Materialien für alle 25.000 oder nur für 40 Studierende zugänglich gemacht werden.
Exzellenzinitiative
Anregung: Von der Uni Wuppertal kenne ich, dass einmal im Jahr ein Professor oder einer der Lehrveranstaltungen hält, ausgezeichnet wird, wenn er elektronische Medien verwendet und aufbereitet.
Frage: Das KIT hat den Status der Eliteuniversität leider verloren - inwieweit hat das Auswirkungen? ++Ich denke, die Ingenieurswissenschaften am wenigsten betroffen und am meisten werden wahrscheinlich die Natur- und Geisteswissenschaften werden davon schadbetroffen sein. Was unternimmt das KIT um den Titel wiederzubekommen? Ich bin hauptsächlich im Bereich Chemie und da war der Vizepräsident von der TU München und da hatte ich das Gefühl, Patente sind so ein Tor, mit vielen Patenten steigt man im Ranking.
Prof. Wanner: Bei der sogenannten Exzellenzinitiative war das KIT in der ersten Runde sehr erfolgreich, in der zweiten weniger, aber nicht nicht erfolgreich! Also das KIT wird auch bis heute im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert. Wir haben zwar nicht mehr in der dritten Förderlinie zusätzliche Gelder bekommen um strukturelle Entwicklungen des KIT zu machen, aber in Teilbereichen kriegt das KIT bis zum heutigen Tag Exzellenzmittel, weil wir ja zwei sehr erfolgreiche Graduiertenschulen am KIT haben. Inwiefern hat es dem KIT geschadet? Das war natürlich schon ein Rückschlag, als das KIT 2012 überraschenderweise kein Cluster durchgebracht hat und deshalb in der dritten Förderlinie nicht den Zuschlag bekommen konnte, obwohl es ein allgemein sehr positiv beurteiltes Zukunftskonzept vorgelegt hatte. Dadurch sind dem KIT einige Millionen Euro durch die Lappen gegangen, auf die man gehofft hatte. Das war sicherlich ein Rückschlag. Jetzt drei Jahre später ist der aber weitgehend überwunden. Die Stellung des KIT in Forschungsranking oder überhaupt in Universitätsrankings ist immer besser und durch diese Entscheidung nicht beeinträchtigt worden. Wir klettern Jahr für Jahr in allen relevanten Rankings immer weiter nach oben. Auch im DFG Ranking ist das KIT nicht beeinträchtigt worden. Jetzt steht demnächst die Exzellenzinitiative III ins Haus. Es wird ja gerade in der Politik diskutiert, wie die ausgestaltet werden soll, aber wir rechnen damit, dass die Ausschreibung im Frühsommer nächsten Jahres kommt - und natürlich wird sich das KIT ganz intensiv darum bemühen, da wieder erfolgreich zu sein. Es ist jetzt schon eine Projektarbeitsgruppe eingerichtet, unter Federführung des Vizepräsidenten für Forschung, die sich systematisch darauf vorbereiten. Das wird ein richtig großes Projekt mit Lenkungsgruppe um im Laufe des nächsten Jahres, wenn die genauen Randbedingungen bekannt sind, überzeugenden Antrag formulieren.
Unifest
Herr Al Kaddah: Wie hat Ihnen das Unifest gefallen und würden Sie auch im nächsten Jahr wieder auflegen?
Prof. Wanner: Das Unifest hat mir gut gefallen, aber ich bin ja gar nicht zum Auflegen gekommen! Als ich auflegen sollte wurde das Gebäude gerade geräumt, weil die Anlage, mit der der Nebel produzieren wurde, einen Feueralarm ausgelöst hat. Das hat dann ewig gedauert, bis das Gebäude wieder betreten werden konnte und zu dem Zeitpunkt war ich dann schon im Bett.
Herr Dippert: Also würden Sie der Sache aber noch eine Chance geben?
Prof. Wanner: Ja, absolut, ich lege ja regelmäßig bei den Profs-legen-auf-Feten auf und würde natürlich auch wieder gerne da mitmachen.
Herr Dippert: Ich bin mir ganz sicher, dass Sie nochmal eine Chance bekommen.
Prof. Wanner: Es war ein schöner und interessanter Abend und ich freue mich über das große Interesse und ich hoffe, Sie konnten dem auch was abgewinnen. Dankeschön!